die nonne

Veröffentlicht auf von malijasi

die Nonne

Im stillen Klostergarten
Eine bleiche Jungfrau ging;
Der Mond beschien sie trübe,
An ihrer Wimper hing
Die Träne zarter Liebe.

«O wohl mir, daß gestorben
Der treue Buhle mein!
Ich darf ihn wieder lieben:
Er wird ein Engel sein,
Und Engel darf ich lieben.»

Sie trat mit zagem Schritte
Wohl zum Mariabild;
Es stand in lichtem Scheine,
Es sah so muttermild
Herunter auf die Reine.

Sie sank zu seinen Füßen,
Sah auf mit Himmelsruh,
Bis ihre Augenlider
Im Tode fielen zu;
Ihr Schleier wallte nieder.

[Ludwig Uhland 1805]

Veröffentlicht in gefühle in worte gefasst

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